Das innere Kind oder besser die inneren Kinder sind die Kinder, die du einmal warst.

Sie sind Teile von dir selbst. Es ist dein Potential, deine Lebensfreude, deine Kreativität, deine Lebendigkeit die auf dem Weg ins Erwachsenenleben teilweise verloren gegangen ist. Oft müssen wir daher, um die Herausforderungen unseres aktuellen Lebens zu verstehen und zu meistern, zurück in die Vergangenheit, zurück in unsere Kindheit gehen. Um zu überleben mussten wir uns anpassen, an die Vorgaben der Eltern, der Lehrer und anderen Menschen.

 

Ich kann mich gut an einen Satz meiner Oma erinnern: „Pass gut auf und mach was der Lehrer sagt!“ Andere Sätze waren: „Sei schön brav und folgsam!“, „Sei nicht so laut!“, „Wer wird denn wütend sein, da bist du gar nicht hübsch.“. Die Jungen von damals kennen sicher Sätze wie: „Ein Junge weint doch nicht!“, „Du brauchst keine Angst haben!“ usw. Wer von uns wurde geliebt – mit seiner Wut, mit seiner Angst, mit seiner Traurigkeit, mit seiner Wildheit, mit seiner Spontanität? Wir hatten so viel Energie die sich in Gefühlen & Emotionen, spontanen Handlungen, Neugier, Kreativität, Lebensfreude usw. zum Ausdruck brachte. Wir waren soooo viel und mussten an die Vorgaben der Gesellschaft angepasst, quasi zurechtgestutzt werden. Man nennt das Erziehung. Aber wo ist diese Energie heute? Um die Liebe und Anerkennung zu bekommen, die wir neben der Nahrung brauchten um zu überleben, haben wir uns angepasst. Immer mehr haben wir diese emotionalen Anteile von uns „ausgelagert“, uns also von Teilen unserer Lebensenergie getrennt.

 

Eine weiterer Punkt ist, dass die Gehirne von Kindern in einem sehr niedrigen Frequenzbereich schwingen. Das bedeutet das Tor zum Unterbewusstsein ist weit offen und das Kind nimmt alles ungefiltert auf. Ein Kind kann nicht analytisch denken und differenzieren, diese Fähigkeit entwickelt sich erst zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr. Ein Kind bezieht, besonders in den ersten 6 Lebensjahren, alles auf sich. Es nimmt wie ein Schwamm alles aus seiner Umgebung auf und bezieht es auf sich selbst. So kann es sein, dass wenn die Eltern sich streiten, das Kind dem ohnmächtig und hilflos ausgesetzt ist. Da das Kind diese Ohnmacht, dieses ausgeliefert sein nicht aushalten kann, denkt das Kind zum Beispiel: „Mama und Papa streiten sich wegen mir. Wenn ich also schön lieb bin, dann können Mama und Papa aufhören zu streiten und haben mich wieder lieb.“ Welches Gefühl mag in diesem Kind entstehen? Schuld! Denn das Kind gibt sich unbewusst die Schuld am Streit der Eltern. Dies ist eine von verschiedenen kindlichen Strategien, um überwältigende Situationen und Emotionen aushalten zu können.

 

Kinder lernen auch, wann sie geliebt werden oder durch „falsches Verhalten“ vermeintlich nicht liebenswert sind, vielleicht sogar bestraft werden und passen sich an. So entstehen Glaubenssätze, Verhaltensweisen, Muster und Programme, die aus dem Unterbewusstsein heraus unser Leben steuern. Als Erwachsene merken wir das nicht einmal mehr, denn es ist im Unterbewusstsein verborgen. Und immerhin beträgt der Anteil des Unterbewusstseins 96 Prozent. Welche Macht und Kraft steuert uns da ein Leben lang ganz automatisch? Im Gegensatz dazu beträgt der Anteil unseres bewussten Verstandes nur 4 Prozent. Die in der Kindheit angelegten Verhaltensweisen und Reaktionsmuster sind zum Autopiloten in unserem Leben geworden. Es sind wie Wunden aus der Kindheit die wir gut versteckt haben, sogar vor uns selbst. Aber auch Jahre später fühlen wir uns getriggert, wenn jemand diese Wunden in uns berührt. Gleichzeitig liegt genau da ein großes Potential zur Heilung und zur Wandlung unseres jetzigen Lebens.